Zwischen Weihnachten und Dreikönige sammeln wir unsere Lieben um uns und swingen uns ein auf fröhliche Feiertage voller Harmonie. Bis zu dem Moment, wo Familie zur Bande wird und unsere Knöpfe drückt. - Warum das so ist und mit welcher magischen Frage du jede Situation für dich entschärfst.
An den Tagen zwischen Weihnachten und Dreikönige verbringen die meisten von uns viel Zeit mit der Familie. Gemeinsames Essen, Feiern, Bescheren, Anstoßen auf das neue Jahr - in meiner Familie fallen zusätzlich noch zwei Geburtstagsfeiern in diese Zeit. Manche reisen von weit her und nehmen "driving home for christmas" wortwörtlich. Man rückt schon mal rein örtlich zusammen, man kommt sich näher als sonst.
Allein - Weihnachten ist nicht unbedingt die friedlichste Zeit im Jahr. Wir haben das alle schon in der einen oder anderem Form erlebt: Wir essen viel, trinken viel, sitzen viel herum, und spätestens nach ein paar Tagen blubbern durch die einerseits vertraute, andererseits ungewohnte Nähe Spannungen nach oben, die zu unangenehmer Stimmung führen, zu Diskussionen, bei manchen zu handfesten Streitereien. Trotz aller guten Vorsätze, es heuer anders zu machen, sich nicht provozieren zu lassen und auch selbst die Klappe zu halten, weil’s ja nichts bringt.
If you think you are enlightened, go and spend a week with your parents (Ram Dass)
Es gibt auch die Variante: Sich in Sicherheit wiegen und mit viel Gelassenheit hinfahren in dem Glauben, dass dich nichts mehr erschüttern kann. Denn du ruhst in dir, du bist absolut Zen, du bist tiefenentspannt, du bist omline. Und dann - du reichst gerade das Kartoffelpüree weiter – kommt woops wie aus dem Nichts eine Frage, ein Kommentar – und die ganze ranmeditierte Ruhe ist dahin. Plötzlich bist du fünf oder fünfzehn und los geht’s: Mit einem Verhaltensmuster von bigrafisch ganz weit hinten wird die Tafel aufgemischt, Tränen kullern, kein Vanillekipferl der Welt kann das noch retten. Und es bleibt die Frage: Warum schafft es deine Familie so leicht, dich innerhalb von Sekunden komplett auszuhebeln – Konfrontation und Frustration inklusive?
Nimm dich in den Fokus
Deine Familie ist deine beste Lehrmeisterin. Großartige Lehrmeisterinnen können sehr herausfordernd sein, weil sie dich permanent fordern.
Du kannst dich jetzt fragen: Warum sind meine Eltern nur so? Warum macht meine Mutter das immer? Wieso kann mein Vater nicht einmal ...? Wo ist mein Autoschlüssel? Oder: Wie hoch ist eure Lebensversicherung noch mal?
Das bringt erfahrungsgemäß wenig. Löst auch nichts. Erklärt maximal das eine oder andere. Es bleibt aber auf die andere Person bezogen, und genau das ist der Punkt. Wenn du hier wirklich etwas dauerhaft und in Folge lösen sprich für dich verbessern möchtest, dann ist die wichtigste Person, auf die du deinen Fokus jetzt richtest, du selbst. Warum sich andere wie verhalten – darauf haben wir meist überhaupt keinen Einfluss. Darauf, wie wir uns dazu verhalten wollen, sehr wohl. Anders ausgedrückt:
Wenn jemand deinen Knopf drückt, bleibt es trotzdem dein Knopf.
Und deshalb ist die wesentlichste Frage für dich in diesem Setting: Was ist mein Learning hier? Im Sinne von: Was zeigt sich mir durch diese Situation und dadurch, wie ich darauf reagiere?
Aus meinen Coachings und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass dieser Perspektivenwechsel mitunter die größte Herausforderung darstellt.
Ich bin überzeugt, dass wir uns unsere Familie aussuchen, bevor wir zur Welt kommen. Das würde bedeuten, wir suchen uns exakt jene Konstellation aus, die für uns, für dieses Leben, für das, was wir hier lernen, schaffen und tun möchten, ideal ist.
Konsequent weitergedacht heißt das: Wenn deine Familie nicht müde wird, dich zu triggern und dir deine Themen nach oben zu spülen, dann hilft sie dir, genau da hinzusehen, wo du noch etwas für dich tun solltest. Wo etwas noch gelöst, geändert, geheilt werden kann.
Bevor du denkst “I’m too busy being triggered to deal with my triggers!”, finde einen kleinen Teil von dir, der dankbar sein kann. Deine Familie zeigt dir deine Schwachstellen und damit deine Möglichkeiten für Wachstum und Entwicklung – und damit mehr Lebensqualität für dich. Das ist ein Liebesdienst, selbst wenn er sich nicht danach anfühlt. Aber du kannst es das für dich sein lassen.
Be the Buddha
Es gibt diese schöne Geschichte von Jack Canfield über die Frau, die ihre Eltern besuchte, nachdem sie zum Buddhismus konvertiert war. Sie erzählte ihnen viel über den Buddhismus, über Achtsamkeit und was sich in ihrem Leben dadurch verändert hat. Ihre Eltern nickten und hörten ihr mehr oder weniger aufmerksam zu, veränderten aber nichts an ihrer eigenen Lebensweise. Eines Tages, als die Frau wieder zu ihren Eltern kam, gab sie es auf, sie von den Vorzügen ihrer Weltanschauung überzeugen zu wollen. Stattdessen fokussierte sie sich darauf, selbst das zu verkörpern, was sie gelernt hatte, zB. meditierte sie täglich, blieb ruhig und gelassen. Am Ende ihres Besuches fragten ihre Eltern zum ersten Mal Näheres über Meditation und wo man mehr dazu erfahren könne. Als sie darüber nachdachte, sagte die Frau zu Jack Canfield: „This last time, instead of telling my parents about Buddhism and meditation, I simply became the Buddha.“
Wenn wir es schaffen, unsere Liebsten & Lieben als Spiegel zu sehen statt als Aggressoren, und daran gehen, uns selbst zu verändern, anstatt alle anderen zur Änderung aufzufordern, kommen wir nicht nur der besten Version von uns selbst näher – was an sich schon ein Riesengeschenk ist. Als Bonus bleibt der emotionale Stress aus, der uns sonst alljährlich einfängt. Und so mancher Spiegel darf in den Ruhestand gehen, weil sein Job jetzt erledigt ist. Und umschalten von Trigger-Tunes auf FM Friedlich.
Ich wünsche dir genug von beidem - und falls du Hilfe bei der Umsetzung brauchst, melde dich bei mir.
Das könnte dich auch interessieren:
Comments