Let it go, let it go, let it go
Aktualisiert: 18. Dez. 2020
Wie leicht fällt es dir, zu vergeben?
In einer Umfrage haben über 72% der Teilnehmer*innen angegeben, dass es ihnen schwer fällt oder sie nicht wissen, wie man vergibt.
Gleichzeitig sehen über 90% in der Vergebung einen Schlüssel, um freier, selbstbestimmter und zufriedener zu leben.
- Was Vergebung für dich tut und warum es gerade nach diesem Jahr 2020 wichtiger denn je ist, die Kunst der Vergebung zu beherrschen

„Ich wurde Buddhistin, weil ich meinen Ehemann hasste.“
So etwas hört man nicht jeden Tag. Für Pema Chödrön, eine buddhistische Nonne und Autorin von „When Things Fall Apart“ war der Hass auf ihren Ex-Mann nach ihrer Scheidung der Auftakt in eine Spirale aus Negativität, Wut und Rachefantasien. - Wer von uns schon mal eine Beziehung beendet hat weiß, wie schnell es geht, den Expartner*die Expartnerin in die Ecke der Vorwürfe zu drängen und der eigenen emotionalen Not das Ruder zu überlassen. Pema beschreibt es „wie eine Krebszelle, die diese negativen Gefühle überall hin verstreut.“
Jahre später entdeckte sie die Schriften eines buddhistischen Meditationsmeisters und erkannte, wie sehr diese Gedanken und Gefühle aus der Vergangenheit ihr Leben noch immer beeinträchtigten. Und dass die Person, der sie damit Schaden zufügte, in erster Linie sie selbst war.
You can’t fix yourself by breaking someone else
Manchmal, wenn wir sehr tief verletzt sind, können wir uns kaum vorstellen, der Person, die dafür verantwortlich ist, zu vergeben. Überhaupt. Irgendwann. Jemals. Wir stricken hingebungsvoll an unserem Kettenhemd aus Rachegedanken und Bestrafung, wollen den Ärger zurückgeben, möchten uns rächen – was übersetzt soviel bedeutet wie: Ich will, dass du mindestens genauso leidest wie ich. Gerne auch ein bisschen mehr. Verdient hättest du’s.
Selbst wenn es keinen aktuellen Konflikt gibt, tragen die meisten von uns Wut und Ärger mit uns herum: Auf die Vergangenheit, das Schicksal, auf Menschen, die längst keine Rolle mehr in unserem Leben spielen, auf die Lebenden und die Toten. 2020 kommt bei manchen wohl noch das eine oder andere auf der Liste hinzu.
Doch Wut und Ärger sind wie Feuerbälle, die sich verselbständigen und fortan in unserem Inneren ein Eigenleben führen.
Und da niemand es schafft, sich gleichzeitig gut zu fühlen und sich zu ärgern oder wütend zu sein und entspannt mit seiner Familie umzugehen, heißt das: Wir werden selbst zur Krebszelle, die rundherum Negativität verbreitet. Für Buddhisten ist Rache gleich Ignoranz.
Den höchsten Preis dafür zahlen wir selbst. Denn die Spirale, in der auch Pema steckte, nachdem ihr Mann eine Affaire hatte, bedeutet nichts anderes, als dass wir jeden Tag dieselben negativen Impulse und Gefühle wiederholen. Dadurch sind Gegenwart und Zukunft schlicht nur eine Schwarzweißkopie von dem, was mal war, aber eigentlich schon vorbei ist. Freiheit, Selbstbestimmung und Lebensfreude ade. Dein echtes Potential dann noch auf die Straße zu bringen wird sehr, sehr schwer.
Die 4 größten Missverständnisse bei Vergebung
Deshalb ist Vergebung ein kräftiges Werkzeug, das uns bei einem unserer größten Probleme hilft: Durch das Festhalten am Vergangenen aus Gegenwart und Zukunft einen Einheitsbrei aus schlechten Erfahrungen und Gefühlen zu machen.
Freiheit, Vergebung und Loslassen sind drei Seiten derselbe Medaille. Freiheit wünschen wir uns, Loslassen finden wir alle grandios. Und warum tun wir uns mit Vergebung so schwer, wenn es doch so viel gibt, was unserer Vergebung bedarf?
Aus meiner Erfahrung als Coach sind die vier größten Missverständnisse bei Vergebung:
1. Du musst erst darauf warten, bis sich jemand bei dir entschuldigt